Dr. Gerda Poschmann-Reichenau
geboren 1969 in München, Tanz- und Theaterdramaturgin, Übersetzerin
Gerda Poschmann-Reichenau schloss ihr Studium der Theaterwissenschaft (München, Paris) mit der Promotion ab und arbeitete als Schauspieldramaturgin in Salzburg, ehe sie 1999 nach Tittmoning zog. Hier lebt sie als frei schaffende Lektorin und Übersetzerin von Theatertexten, die auf Bühnen von Berlin bis Wien und von Köln bis Dresden zu sehen und als Hörspiele u.a. bei SR und DLR zu hören sind. Außerdem bearbeitet sie Roman- und Filmstoffe für die Bühne und wirkt als Dramaturgin für die international tourende editta braun dance company (Salzburg). 2014/15 kommt ihre Bühnenfassung des Films "Eine Couch in New York" in Stuttgart und München (Komödie im Bayerischen Hof) auf die Bühne, die Erstaufführung ihrer Übersetzung von Stefano Massinis "Lehman Trilogy" ist für Mai 2015 am Staatsschauspiel Dresden geplant.
Das Einmann-Stück "Bashir Lazhar" der kanadischen Theaterautorin Evelyne de la Chenelière, uraufgeführt 2007 und bislang in fünf Sprachen übersetzt, diente als Vorlage zum Film "Monsieur Lazhar", dem kanadischen Oscar-Beitrag 2011. Es wird vom Team der deutschsprachigen Erstaufführung 2013 in Salzburg (Jurij Diez, Michael Kolnberger) als szenische Lesung präsentiert. Anschließend laden das Team und die Übersetzerin zum Gespräch über die vielfältigen Themen dieses Textes.
Ich denke, der Begriff des Fremden ist in jeder Exilsituation gleich.Evelyne de la Chenelière
Leid, Gewalt, Tod sind einige der Kernthemen des Monologstücks „Bashir Lazhar" von Evelyne de la Chenelière. Die frankokanadische Autorin hat es 2002 geschrieben. (…) Jurij Diez beherrscht unterschiedliche Tonfälle. Die Produktion hat Potenzial..."Salzburger Nachrichten
Inhaltsangabe des Stückes
Bashir Lazhar ist aus seinem Heimatland Algerien geflohen und hat in Kanada politisches Asyl beantragt. Seine Frau, eine Lehrerin, will mit den Kindern nachkommen – jedoch nicht vor Ende des Schuljahres, ihren Schülern zuliebe. Doch am Vorabend der Flucht wird ihr Haus in Brand gesteckt. Bashir verliert seine Familie. Während in seinem Zufluchtsland das Verfahren um seine Anerkennung als Asylbewerber läuft, bewirbt Bashir sich dort an allen Vorschriften vorbei als Vertretung für eine Lehrerin, die sich vor den Augen ihrer Schüler erhängt hat – und bekommt die Stelle. Im Kollegium eckt er schnell an. So ungewöhnlich und altmodisch aber Bashirs Lehrmethoden sind, so bedingungslos aufrichtig ist seine Liebe zu den Kindern, die ihm anvertraut sind und die er ebenso braucht wie sie ihn. Aber das genügt nicht in einem modernen Schulsystem. Bashir fehlt mehr als die Arbeitserlaubnis….
Das Salzburger "theater.direkt" löste für die deutschsprachige Erstaufführung im Januar 2013 das Thema behutsam aus dem konkreten Ursprungskontext und übertrug es auf unsere Situation.